Erster Round Table im Interreg-Projekt „ATCZ00031“

Am 21. Oktober fand im Rahmen des „DeKLARed AdaptRegions“-Projekts der erste Round Table zu „Wasser in der Landschaft – Erosionsschutz – Schadensminimierung“ statt. In Hagenberg kamen Expert:innen der OÖ Landesebene zusammen, um “Barrieren und Lösungen zum Schutz von Gemeinden und der Landwirtschaft vor Extremereignissen im Klimawandel”, zu diskutieren. Es war ein wertvoller Austausch über durchgeführte Maßnahmen des Landes und ein gutes Netzwerk-Treffen für den Projektstart. Im nächsten Projektabschnitt wird nun die regionale Ebene in die Projektentwicklung eingebunden.

Der erste Round Table des Interreg-Projekts „DeKLARed AdaptRegions“ brachte zahlreiche Erkenntnisse und Herausforderungen ans Licht, die für die zukünftige Zusammenarbeit und Ausrichtung des Projekts entscheidend sind:

Ressourcen und Finanzierung (Landes- und Policyebene):

Potenzial der Hangwasserhinweiskarte: Die Hangwasserhinweiskarte der Abteilung Wasserwirtschaft bietet wertvolle Daten zur Abflussdynamik von Oberflächenwasser in Hanglagen und kann bei der präventiven Raumplanung eingesetzt werden, um gefährdete Gebiete frühzeitig zu identifizieren. Durch die Integration der Karte in kommunale und regionale Planungsprozesse lassen sich Abflusswege schützen und kritische Flächen für Wasserrückhalt gezielt auswählen. Gemeinden und Planungsbüros sollen die Karte als Entscheidungshilfe nutzen, um Bauvorhaben, Grünflächen und Hangwasserschutzmaßnahmen (Überschwemmungen durch Oberflächenwasser) optimal zu platzieren, wodurch sowohl ökologische als auch infrastrukturelle Schäden durch Starkregenereignisse minimiert werden können. Die Karte stellt damit ein wichtiges Instrument zur Risikominimierung und zur Förderung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung dar.

Herausforderung Förderanträge/digitale Förderplattform der AMA: Die Antragstellung und Abwicklung von Fördermitteln, besonders im digitalen Umfeld, erfordert entsprechendes Know-How und Kapazitäten bei den Antragsteller:innen und den abwickelnden Behörden. In der Diskussion wurde einhellig bekundet, dass es sowohl für die Landwirt:innen, als auch für Institutionen (z.B. Land OÖ) erhebliche Probleme mit der Digitalen Förderplattform der AMA gibt. Es wurde eine klare Vereinfachung der Abwicklung und Verbesserung der Korrekturmöglichkeit bei irrtümlichen Eingabefehlern sowie eine erhebliche Reduktion von allfälligen Sanktionen gefordert.

Funktionalität der digitalen Förderplattform: Eine funktionale und zugängliche digitale Förderdatenbank für Antragsteller:innen könnte das Antragsverfahren erleichtern und die Effizienz in der Abwicklung steigern.

Finanzierungshürden: Ein Problem sind begrenzte Fördermittel, was die Planung und Durchführung von Projekten verlangsamen und teilweise blockieren könnte.

Ressourcenbedarf: Manche Arbeitsgruppen identifizierten einen Mangel an Ressourcen, sowohl personell als auch finanziell, um die Maßnahmen effektiv umsetzen und begleiten zu können.

 

Landwirtschaft und regionale Ebene:

Ausgangssituation: Maßnahmen welche auf landwirtschaftlichen Flächen stattfinden, wie die Anlage von Grünstreifen bzw. die Umsetzung von begrünten Abflusswegen, stoßen aktuell bei einigen Landwirt:innen noch auf Widerstand, da sie als Einschränkungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung wahrgenommen werden. Besseres Verständnis für die Notwendigkeit dieser Maßnahmen könnte helfen, die Akzeptanz zu erhöhen.

Ein weiteres Hindernis stellt die Verfügbarkeit von Flächen dar. Um Maßnahmen umzusetzen, ist oft die Zustimmung von privaten Grundeigentümer:innen erforderlich, was langwierige Verhandlungen mit sich bringen kann. Dies sind oft langwierige Prozesse, weil der Personenkreis meist noch größer wird, als für die konkrete Maßnahme notwendig wäre (z.B. Tauschpartner:innen außerhalb des Projektgebiets; Pächter:innen).

Wahrnehmung der Landwirt:innen: Landwirt:innen könnten sich durch Vorgaben bei Projektumsetzungen in ihren Selbstbestimmungsrechten eingeschränkt fühlen. Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung bei Maßnahmen, welche auf privaten Flächen umgesetzt werden, fordert eine höhere Beteiligung von Landwirt:innen in der Ausgestaltung und Umsetzung von Maßnahmen.

Bewusstseinsbildung und Aufklärung: Ein wesentlicher Punkt ist die Notwendigkeit, das Bewusstsein bei Grundbesitzer:innen und Bewirtschafter:innen (Pächter:innen) für die Notwendigkeit zur Prävention zu stärken. Maßnahmen werden oft erst nach Schadensfällen akzeptiert.

Förderung lokaler Netzwerke: Die Ergebnisse des Round Tables verdeutlichen, dass eine stärkere Vernetzung mit lokalen Interessengruppen (z.Bsp.: Ortsbauernschaften) notwendig ist, um die Maßnahmen auf breitere Akzeptanz stoßen zu lassen. Lokale Interessenvertretungen spielen eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Umsetzung von Projekten. Eine unterstützende lokal-initiierte Öffentlichkeitsarbeit über die positiven Effekte der Maßnahmen könnte helfen, die Akzeptanz zu steigern.

 

Weitere Erkenntnisse:

Notwendigkeit eines „One-Stop-Shop“: Eine zentrale Anlaufstelle wie die Abteilung Ländliche Neuordnung, die in der Lage ist, verschiedene Kompetenzen und Zuständigkeiten zu bündeln, wurde als wertvolles Instrument angesehen, um Maßnahmen effizient umzusetzen.

Langfristige Pflege und Verantwortlichkeit: Ein kritischer Punkt ist die Frage der finanziellen Abgeltung von langfristigen Pflegearbeiten und der Instandhaltung von Flächen, die für Anpassungsmaßnahmen genutzt werden. Landwirtschaftliche Flächen, welche mittels behördlich vorgeschriebener Maßnahmen (z.B. die in Flurneuordnungsverfahren angeordneten Ausgleichsflächen) als ökologische Ausgleichsflächen ausgewiesen sind, können nicht durch eine ÖPUL-Förderung abgegolten werden (“unzulässige Leistungsüberschneidung” gemäß Punkt 1.6.2.3. der Sonderrichtlinie ÖPUL 2023). Dies hindert Landwirt:innen Maßnahmen umzusetzen, da ihr Mehraufwand an Arbeit über die gängige Förderschiene nicht abgegolten werden kann.

Interessenskonflikte bei der Flächennutzung: Unterschiedliche Interessenslagen verschiedener Gruppierungen (politischer und gesellschaftlicher Wille) in Bezug auf Energieproduktion, Naturschutz, Landwirtschaft und kommunale Infrastruktur sorgen häufig für Konflikte, die die Projektentwicklung verlangsamen oder stoppen können.

Gruppenfoto Round Table

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Kontakt

Andreas Bertsch, MA